Will Burns: Erkenntnisse aus seinem Besuch bei Linden Lab

Ebbe Altberg und Will Burns / Quelle: Andromeda Blog
Will Burns (Aeonix Aeon in Second Life) hat am 1. März 2018 einen langen Artikel über Linden Lab in seinem Andromeda Blog verfasst. Will Burns ist bekannt für seine (oft zu) langen Essays, die meiner Ansicht nach so ausgedehnt sind, weil er selbst sein größter Fan ist.

Ich werde dieses Essay nicht zusammenfassen, sondern nur zwei Ausschnitte herauspicken, die auch Wagner James Au auf New World Notes näher beleuchtet hat. Denn die erste der beiden Aussagen bestätigt das, was ich seit der Öffnung von Sansar auch so wahrnehme und was ich auch schon gelegentlich in meinen Beiträgen zum Ausdruck gebracht habe.

Kurze Vorgeschichte zum Artikel:
Will Burns ist stellvertretender Vorsitzender der IEEE Virtual World Standard Group. Das ist ein weltweiter Berufsverband von Ingenieuren, der verschiedene Gremien für die Standardisierung von Techniken, Hardware und Software gebildet hat.

Vor einiger Zeit besuchte Burns das Hauptbüro von Linden Lab in San Francisco und hatte dabei ein längeres Gespräch mit Ebbe Altberg. Darüber berichtete New World Notes schon vor einer Woche, allerdings wurden dort eher Vermutungen als Fakten vorgestellt.

In seinem eigenen Blogpost vom Donnerstag, schreibt Will Burns nun das Folgende:
"Warum Linden Lab sich so viel Mühe gibt, Sansar voranzubringen und Second Life effektiv zu ignorieren, oder wie das böse, rothaarige Stiefkind zu behandeln, kann man nur erahnen. Aber ich werde später in diesem Post noch darauf eingehen, da ich denke, dass dies einen eigenen Abschnitt verdient, um es hervorzuheben.

[...]

Während ich bei Linden Lab war, hatte ich definitiv das Gefühl, dass
der Hauptfokus auf Sansar liegt, mit einer fast vollständigen Vermeidung von Diskussionen über Second Life oder dessen Zukunft. Das ist Technologie-Evangelismus auf seinem Höhepunkt.

Soweit es Ebbe betrifft, kümmert er sich nur noch um Sansar, während sich Second Life mit seinen Entwicklern irgendwo im Keller befindet.

Auf der einen Seite der Gleichung kann ich sehen, warum Ebbe sich nur noch um Sansar kümmert. Ich nehme an, dass Linden Lab eine bescheuerte Menge an Geld in die Entwicklung von Sansar gesteckt hat und sie können es sich nicht leisten, den Stecker zu ziehen. Und so hat man Ebbe wahrscheinlich gesagt, er solle das hineingesteckte Geld auf Biegen und Brechen wieder erwirtschaften."

Eine ähnliche Aussage über Linden Lab hat auch ein ehemaliger Mitarbeiter von LL auf Glassdoor gemacht. Er schrieb, dass sich Linden Lab zu stark auf das neue Produkt konzentriert. Dazu gab es zu viele Umstrukturierungen in der letzten Zeit, so dass sich die verbliebenen Mitarbeiter unsicher fühlen. Die Moral bei LL sei niedrig und würde weiter sinken.

Zu Wagner sagte Will Burns, dass er beim Gespräch mit Ebbe bemerkt habe, dass Ebbe nur noch über Sansar sprechen will. Wann immer er das Thema Second Life angeschnitten hätte, wurde es von Ebbe ignoriert und es wurde gleich wieder etwas zu Sansar erzählt. Aus Sicht von Will betrachtet Linden Lab Second Life weitgehend als Auslaufprodukt.

Das zweite Zitat aus dem Essay von Will Burns, ist dann eigentlich für uns Nutzer recht positiv.
"Eine andere Unterhaltung, die ich mit Ebbe geführt hatte, drehte sich um die Landpreise. Es war eine Frage, die in einem Facebook-Post gestellt wurde, also fragte ich ebenfalls danach. Es war eine Art Nebenbemerkung zu einer anderen Unterhaltung über die Struktur von Second Life, die auf Landverkäufen beruht, sowie der Möglichkeit, einen Ausgleich durch andere Optionen herbeizuführen.

Ich werde nicht sagen, was diese anderen Optionen waren, die im Konferenzraum präsentiert wurden. Ich kann aber sagen, dass Linden Lab sich der Problematik des Grundstückspreises bewusst ist und nach Möglichkeiten sucht, die Kosten zu senken.

Jetzt, nachdem ich das auch schon zu Wagner James Au in seinem Blog (New World Notes) gesagt hatte, wurde ich inworld von einigen Land Baronen kontaktiert, die (wie soll ich es ausdrücken) etwas paranoid wegen dieser Situation waren. Sie argumentierten, wenn die Landpreise fallen, dann würden alle nur noch Land kaufen und sich selbständig machen, was die Land Barone dann aus dem Geschäft drängen und ihre Investitionen zerstören würde...

So sehe ich das ehrlich gesagt nicht.

Ich denke, Wettbewerb ist gesund und spornt Innovationen an. Ich schätze, man kommt heute nicht mehr damit durch, mit einem automatisierten System und ein paar freiwilligen Helfern, die für Tips und Provisionen arbeiten, ein Geschäft aufzubauen. Vielleicht muss man auch mal investieren, um mit einem solchen Unternehmen auch wie ein Unternehmen zu handeln."

Die Aussicht auf günstiges Land in Second Life klingt verlockend. Aber man muss erst einmal sehen, was Linden Lab stattdessen dann erhöhen wird. Ich meine, irgendwo schon gelesen zu haben, dass LL über eine generelle Steuer auf alle Transaktionen in SL nachdenkt. Wenn sie da zum Beispiel 10% ansetzen würden und wenn die Aussage stimmt, dass pro Jahr 500 Mio. US-Dollar an Transaktionen in der SL-Wirtschaft getätigt werden, dann wären das Einnahmen für Linden Lab von 50 Mio. US-Dollar. Damit könnten sie dann Land in SL fast verschenken.

Wer Interesse an allen Informationen hat, die Will Burns im eigenen Blog und auf New World Notes weitergegeben hat, sollte sich alle drei Links hier unten durchlesen. Vieles ist halt Spekulation, aber dass Linden Lab mit seiner Investition in Sansar bisher auf der Verluststraße fährt, ist wohl eher ein Fakt. Besonders ärgert mich aber, dass Linden Lab immer betont, sie würden SL und Sansar gleichberechtigt behandeln. Das glaube ich denen inzwischen nicht mehr.

Links:

Kommentare